Nächster Punkt auf Roxane Gays Agenda: ein Podcast, der von großartigen Gesprächen lebt
Die New York Times-Bestsellerautorin Roxane Gay hat sich noch nie gescheut, ihre Meinung zu sagen oder ihre Seele zu offenbaren. In Bad Feminist verflechtet sie tiefgründige Erkundungen von Sexualität und ethnischer Herkunft mit ihren Lieblingsstücken aus der Popkultur. Hunger: A Memoir of (My) Body schildert auf intime Weise ihren Kampf mit Körperbild und Trauma vor dem Hintergrund des allgegenwärtigen, unterdrückerischen Schönheitsideals der Gesellschaft. Ob in ihren Büchern oder in ihrem Twitter-Feed, Roxane zerschlägt unverblümt frauenfeindliche Klischees und schwärmt von dem, was sie gerade liest und sieht.
Aber es brauchte jahrelanges Zureden, bis Roxane den Sprung ins Podcasting wagte. Mit Hilfe ihrer Freundin und Co-Moderatorin Tressie McMillan Cottom rief Roxane Hear to Slay ins Leben, eine Sendung, die Schwarzen Frauen und anderen historisch marginalisierten Stimmen Raum gibt, ihr Fachwissen zu wichtigen Themen zu teilen. 2019 wurden die beiden von Adweek zu den „Hosts of the Year“ (Hosts des Jahres) gekürt.
Jetzt tritt Roxane mit ihrer neuesten Sendung The Roxane Gay Agenda alleine ans Mikrofon. In der Sendung „spricht Roxane mit Gästen, die etwas Wichtiges zu diesen Themen zu sagen haben, die ihr – und hoffentlich auch euch – am Herzen liegen“. Sie ist außerdem eine von sieben Autor:innen, die im Rahmen des Black History Month in der Sendung „Six by Seven“ auf Apple Podcasts vorgestellt wurden. Hier diskutieren Creator:innen die Podcasts, die sie inspirieren, und kuratieren sechs Folgen, die die Welt ihrer Meinung nach unbedingt hören muss.
Apple Podcasts sprach mit Roxane über die Wertschätzung ihrer kreativen Arbeit, die Bedeutung eines vorbereitungsorientierten Produktionsteams und darüber, warum sie lieber mit mikroberühmten Zahnstocherkünstler:innen als mit großen Prominenten spricht.
Apple Podcasts: Hallo Roxane, danke, dass du dir die Zeit für ein Gespräch genommen hast. Kannst du uns erzählen, wie du zum Podcasting gekommen bist?
Roxane: Ich habe vor einiger Zeit für ein Unternehmen ein Pilotprojekt für einen Podcast entwickelt, aber es hat einfach nicht geklappt. Ich wurde immer wieder gefragt, wann ich einen Podcast machen würde, und ich antwortete nur: „Wenn ich zehn Stunden mehr pro Tag habe.“ Aber dann dachte ich: „Wenn ich einen Podcast mit einem:einer Partner:in mache, können wir uns vielleicht einen Teil der Verantwortung und des Arbeitspensums teilen.“ Die erste und einzige Person, an die ich mich wandte, war meine Freundin Tressie McMillan Cottom, und wir gründeten Hear to Slay.
Wir schrieben eine Zusammenfassung und legten sie einigen Unternehmen vor. Luminary machte uns ein großartiges Angebot. Wir haben uns für sie entschieden, obwohl wir einige Bedenken hatten, wie wir als Schwarze Feministinnen dort Gehör finden würden. Wie blieben zwei Jahre lang bei Luminary, bevor Tressie von der New York Times als Kolumnistin angestellt wurde. Sie zieht sich also aus dem Podcast zurück und es geht mit mir als Moderatorin weiter.
AP: Ein Creator, mit dem wir gesprochen haben, Donald Albright von Tenderfoot TV, verglich Podcaster:innen mit Musiker:innen und ihre Podcasts mit Alben. Ist diese kommende Staffel dein Velvet Rope? Dein Crazy, Sexy, Cool? Dein Anti?
Roxane: I glaube, sie ist mein Lemonade. Wir hatten unser Debütalbum, das nicht so gut war, dann unser zweites Album, das besser war. Jetzt habe ich mehr Erfahrung und werde ein Album machen, bei dem ich ein Gefühl dafür habe, was ich tue, sodass ich mich weniger auf die Technik und mehr auf das Material konzentrieren kann.
AP: Wie hast du deine Zielgruppe identifiziert?
Roxane: Ich denke, meine Leserschaft war ein guter Ausgangspunkt. Aber ich hoffe natürlich, dass auch Menschen außerhalb meiner Leserschaft den Podcast hören werden, vor allem jetzt, wo er auf dem Markt erscheint. Frauen sind eine großartige Zielgruppe. Sie sind die Hauptkonsument:innen von allem – also das ist gut genug für mich.
AP: Wie haben sich deine Fähigkeiten in deinen drei Jahren als Podcasterin weiterentwickelt?
Roxane: Ich glaube, viele Menschen denken, dass du einfach eine Sprachmemo-App zückst, etwas aufnimmst und einen Podcast machen kannst. Das kannst du machen, aber wenn du dir die Top-Podcasts ansiehst, sind diese alle außerordentlich gut produziert.
Auf jeden Fall schätze und liebe ich die rechtzeitige Vorbereitung von Hintergrundmaterialien. Sie können mir helfen, ein Gespräch interessanter zu gestalten, denn in Wahrheit ist es unglaublich langweilig, mit Prominenten zu reden. Sie werden dir niemals die Wahrheit sagen oder dir etwas Interessantes erzählen.
Stattdessen bin ich daran interessiert, mit Expert:innen und Menschen zu reden, die wirklich interessante Arbeit leisten und provokante Dinge zu sagen haben. Sie mögen manchmal berühmt sein, aber viele interessante Menschen sind entweder nicht berühmt oder mikroberühmt, was großartig ist. Ich liebe Mikro-Berühmtheit. Ich möchte etwas über die Person erfahren, die wegen der Art und Weise, wie sie auf einen Zahnstocher malt, eine Menge besessener Anhänger:innen hat. Daran bin ich interessiert.
AP: Welchen Rat würdest du einer Person geben, die versucht, sein:ihr Podcasting zu verbessern?
Roxane: Manuskripte sind wichtig. Die meisten Podcasts, die so klingen, als ob die Menschen einfach drauflosreden, sind tatsächlich schriftlich ausgearbeitet. Du solltest bei der Erstellung des Manuskripts mitwirken, damit du das, was sich deine Produzent:innen ausgedacht haben, mit deinen eigenen Worten umsetzen kannst. Ich denke auch, dass es wichtig ist, Themen auszuwählen, an denen du interessiert bist, weil man merkt, wenn du es nicht bist.
AP: Was hättest du gerne gewusst, als du angefangen hast?
Roxane: I wünschte, ich hätte gewusst, wie zeitaufwendig es ist. Ich war sehr töricht und naiv, als ich mit dem Podcasting begann. Ich dachte, dass ich einfach nur auftauchen muss, und der Podcast macht sich von alleine. Es gibt eine Menge Arbeit – sowohl vor als auch nach der Aufnahme.
AP: Wie findest du mit deiner Plattform und deiner Fähigkeit, mehr Menschen aus Randgruppen in Podcasts zu bringen, die Stimmen, die du vorstellst?
Roxane: Tressie und ich haben uns sehr dafür eingesetzt, Schwarze Frauen als Expertinnen in den Mittelpunkt zu rücken, denn die meisten Expert:innen sind weiße Cismänner, denen die Menschen ein völlig unverdientes Maß an Autorität zugestehen. Ich weiß, dass Schwarze Frauen in fast allen Bereichen Expertinnen sind, und ich finde es toll, dass ich Expertinnen einbeziehen kann, die in ihrem Fach führend sind und in anderen Sendungen übersehen werden.
Wir hatten Rebecca Nagle, eine knallharte Journalistin indigener Herkunft, in unserer Sendung. Wir hatten Dr. Ebony Hilton zu Gast, diese erstaunliche afroamerikanische Ärztin aus South Carolina, die uns geholfen hat, über COVID und die besonderen Belange Schwarzer Menschen zu reden. Wir hatten Erica Chidi zu Gast, die sich mit der gynäkologischen und reproduktiven Gesundheit von Schwarzen Frauen befasst. Sie baut eine Community auf, die sich speziell um die Bedürfnisse Schwarzer Frauen im Bereich der reproduktiven Gesundheit kümmert. Ihr einschlägiges Fachwissen nutzen zu können, bringt ein beeindruckendes Maß an Authentizität mit sich, und unser Publikum weiß das wirklich zu schätzen.
AP: Hast du einen abschließenden Rat für Creator:innen, wenn es um die Wertschätzung ihrer Arbeit geht?
Roxane: Ich glaube, dass vor allem Frauen dazu neigen, ihre Zeit und ihr Fachwissen nicht zu schätzen. Sie denken: „Das bin ja nur ich, warum sollte ich das jemandem in Rechnung stellen?“ Deine Zeit ist wichtig. Deine Zeit ist wertvoll. Geld ist nicht alles, aber ich glaube wirklich, wenn du deine Produzent:innen, Studiotechniker:innen und Redakteur:innen bezahlst, warum solltest du dich dann nicht selbst bezahlen? Behandle dich genauso wie alle anderen in deiner Produktionskette, nicht als die unwichtigste Person in dieser Kette.
Viele haben uns gefragt, warum wir zu Luminary gegangen sind, und ehrlich gesagt war es, weil wir so viel Geld bekamen, wie wir unserer Meinung nach verdienten. Das hat sich gelohnt und uns den Ansporn gegeben, alles zu geben. Wenn Abos also für dich vorteilhaft erscheinen, solltest du sie dir ansehen. Irgendwo musst du ja anfangen, und selbst wenn du nur wenig verdienst, du verdienst etwas.